Eine seltene philosophische Mischung
Kaum ist abzustreiten, dass seine philosophische Mischung aus „Sandinist, Marxist und Christ“ eine äußerst seltene war. Aber gerade diese Mischung bewies, dass man auch ohne Gewaltanwendung Veränderungen herbeiführen kann. Und das hat er mit Inbrunst getan. Er beteiligte sich gewaltfrei an mehreren Revolutionen als „geistiger Vater im Hintergrund“ gegen den Somozza-Clan (ein Pater Haspinger also...), ehe er sich ins Trappistenkloster Gethsemane im amerikanischen Bundesstaat Kentucky zurückzog, als sein Lehrer und Mentor dort galt Thomas Merton. Sein Theologisches Studium absolvierte er von 1961 bis 1965 in Mexiko und Kolumbien. Was ihn vor allem auszeichnete war seine bescheidene Lebensweise: Er trug immer seine weiße Soutane mit der berühmten Baskenmütze und – obwohl reich als Patrizier geboren – war er der Priester der Bauern von Solentiname, sein Nachlass gilt ihnen. In einem Interview und von denen gibt es viele, antwortete er auf die Frage nach seiner Person: „Ich antworte darauf wie der heilige Franziskus: „So viel wie ich vor Jesus bin, so viel bin ich wirklich!“
Die Insel Solentiname
Dort gründete er eine christliche Urzelle nach den ersten Christen aus römischer Zeit. Von dort stammt ein weiteres literarisches Werk: „Das Evangelium (er betonte immer wieder dass die griechische Übersetzung von Evangelium Befreiung heißt) der Bauern von Solentiname.“ Im Jahr 1977 floh er nach Costa Rica und warb um die Unterstützung für die Sandinisten. Später wurde er mit zwei weiteren Priestern Mitglied der sandinistischen Regierung in Nicaragua, war aber schlussendlich auch mit der neuen Regierung nicht mehr einverstanden. Klar, denn dann hätte er nicht Cardenal geheißen und dialektisch gedacht....Dennoch wurde in Nicaragua anlässlich seines Todes eine dreitägige Staatstrauer begangen.