Befreiungstheologie – im Kriegsjahr 2023
LESEZEICHEN:
Die lateinische „Geheimsprache“
Ein Beweis von vielen möglichen
Galileo hatte aber auch kirchliche und weltliche Gönner
Welche Zusammenhänge bestehen nun zwischen der Befreiungstheologie und der reinen Basisdemokratie?
Die Erkennung des christlich-jüdischen Glaubens als Mittelpunkt der Befreiungstheologie
Wie wird Befreiungstheologie definiert
Die Konflikte mit der katholischen „Amtskirche“
Die Entstehung der Grundkonzepte
Die katholische Befreiungstheologie
Sie wirkte auch in andere Glaubensrichtungen hinein, wie dem Islam
Die katholische Kirche und die Wissenschaften stehen oder vielleicht jetzt, standen, miteinander auf Kriegsfuß. Daran änderte sich auch nichts, als Galileo seine, dem Kopernikus zugeneigten Ansichten vor dem heiligen Officium widerrief, um nicht der Ketzerei beschuldigt zu werden, was seinen Tod bedeutet hätte, denn die Ansichten des Kopernikus mit der Sonne im Zentrum unseres Einsonnensystems und die sie umkreisenden Planeten wurde damals schon als ketzerische Provokation verstanden. Dies ist aber nur ein Beispiel von vielen, welche vor allem die katholische Kirche, obschon sehr viel besserwissend, ihren Gläubigen verschwieg und deren Mitspracherecht damit zu verhindern wusste.
Die lateinische „Geheimsprache“
Dass armen Bevölkerungsteilen etwa eine heilige Messe bis Martin Luther nur lateinisch zelebriert wurde, erhöhte den Respekt dieser Bevölkerungsgruppen vor der Kirche. Es wurde so verstanden, dass die „Männer des Glaubens“ eine besondere Beziehung zu Gott hätten, der dem einfachen Volk nicht einsichtig wäre. Dies gipfelte im „Ablassgeld“ und das wiederum konnten sich nur die Oligarchen leisten. Es entstand die Verzweiflung, dass nur die reichen Oberschichten ihrer Sünden ledig werden konnten, das „Paradies“ sei daher für sie nicht zugänglich. Auch Stellen, wo Jesus sich vollkommen klar zu den „Reichen“ äußerte (Kamel und Nadelöhr) wurden durch die lateinische Sprache bis Martin Luther und dem Protestantismus verdeckt.
Ein Beweis von vielen möglichen
Die Ansichten und Erkenntnisse des Galileo Galilei und des Sokrates in der Antike: Sie wurden in klösterlichen Schriftsammlungen aufbewahrt, einfaches Kirchenvolk war ohnehin nicht des Lesens kundig, so war dies ein leichtes Vorgehen, auch wenn sie rein zufällig Lese- und Schreibkenntnisse haben sollten.
Hier bewies sich der geniale Geist des hochintelligenten GALILEO als er die Behauptung aufstellte, dass die Schwerkraft bewirke, dass unterschiedliche Körper, ganz egal, wie groß ihre Masse ist, gleichschnell aus einer gewissen Höhe herabsausten. Damals noch Theorie, weil die Kirche die Mathematik und Physik als Machwerk des Bösen bezeichnete. Da genügte beim Beweis nur ein kleiner Windhauch, welche die kleinere Masse um Millisekunden später aufprallen ließ, aber durch die Einwirkung des „Windhauches“ war bewiesen, dass das Herabfallen ALLER Körper als Masse gleichzeitig erfolgte. Dass dies schon in der Antike durch die Ansichten und Erkenntnisse des griechischen Philosophen und Experimental-Physikers Aristoteles fast gänzlich bekannt war, wurde von der katholischen Kirche als nicht existent geleugnet, OBWOHL dies ihr als Zentrum des damaligen Wissens durchaus bekannt war, aber ihren Gläubigen verschwiegen wurde. Mit der Basisdemokratie und ihrer daraus entstehenden Befreiungstheologie wurde Jahrhunderte später von der katholischen Kirche, welche hierarchisch aufgebaut war und ist, ebenso verfahren. Dem einfachen „Kirchenvolk“ wurde kein Mitspracherecht bei theologischen Entscheidungen zugestanden. Ein Widerspruch an sich nach den Lehren Jesu. Gier und Machthunger waren stärker als die Worte des christlichen Religionsgründers.
Galileo hatte aber auch kirchliche und weltliche Gönner
Dazu gehörten die Medici in Florenz, ja sogar der spätere Papst Urban, der jedoch unter Druck geriet und eher gezwungenermaßen als überzeugt, Galileo vor das Officium stellen musste. Galileo fühlte sich von ihm verraten. Dennoch fiel das Urteil trotz Widerruf unverhältnismäßig hart aus. Er galt als Gefangener des Officiums, welche ihm jedoch eine gewisse Freiheit verschaffte: Er bekam Hausarrest und durfte das Haus nur verlassen, wenn er seine Töchter, die Nonnen waren, besuchen wollte. Ein Gerücht belegt seine angeblichen Worte: „Und sie bewegt sich doch“, könnte das Misstrauen des Officiums auch nach seiner Widerrufung bewirkt haben, ist jedoch historisch nicht belegt.
Aber nun genug um die Geschichte des Galileo und Aristoteless und zu den Themen meiner Bücher. Auch die Befreiungstheologie fand bald ihre prominenten kirchlichen Gegner. Der polnische Papst verurteilte einen der bekanntesten Vertreter der Befreiungstheologie, den Philosophen, Dichter, Revolutionär und Politiker Dr. h.c. Ernesto Cardenal (+ 2020), verweigerte ihm den päpstlichen Segen und brummte ihm Berufsverbot auf, als Priester zu arbeiten – ein großes Unverständnis der Lehren der Befreiungstheologie. Erst als ein aus Argentinien stammender Theologe nach dem Rücktritt des eremetrierten deutschen Papstes Benedikt (+ 2022) dessen Nachfolger namens Papst Franziskus wurde, entließ ihn letzterer aus dem Kirchenbann und so auch konnte Cardenal bis zu seinem Tod noch als Priester arbeiten. In der Zwischenzeit war er längst eine Ikone geworden – ähnlich dem Pater Haspinger zu Hofers Zeiten. Politik und Kirche standen immer im Widerspruch und obwohl Cardenal sich später von den Sandinisten (Gegner des Regimes in Südamerika) distanzierte, anerkannten auch „vatikanfromme“ Christgläubige ihn als die zuletzt erwähnte Ikone dieser Glaubensphilosophie. Obschon dieser Distanzierung und der massiven Kritik rief der nicaraguanische Präsident Ortega 2020 eine dreitätige Staatstrauer wegen des Todes des mittlerweile 95-jährigen aus. Ein Kommentar Cardenals zu seiner Lebenszeit: „Die Wahl dieses Papstes ist ein Wunder!“
Diese stand und steht im Mittelpunkt dieser Religions-philosophie. Die Kirche hat es bis Franziskus immer gut verstanden, die sogenannten philosophischen Märtyrer nicht zu erwähnen, beziehungsweise sie nicht offenbar werden zu lassen. Der Prominenteste unter ihnen war Bischof Romero, welcher der Befreiungstheologie vorerst skeptisch gegenüberstand, aber durch eine intensive Erfahrung ihrer Grundsätze zu einem überzeugten Vertreter wurde. Der Jesuitenpater Dr. Martin Maier verfasste ein Buch über ihn mit dem Titel „Oskar Romero - der Prophet einer Kirche für die Armen!“ Aber die Option für die Armen forderte neben Romero und den Bischöfen auch in der Priesterschaft ihre Opfer. Viele von ihnen wurden von Frauen und Männern ermordet, sogar während sie ihren kirchlichen Dienst versahen.
Welche Zusammenhänge bestehen nun zwischen der Befreiungstheologie und der reinen Basisdemokratie?
Um diese Zusammenhänge aufzuzeigen ist es vorerst wichtig, beide Begriffe einer intensiven Untersuchung zu unterziehen und von Beginn an sei betont, dass beide Begriffe auch unabhängig voneinander Bestand haben. So will ich versuchen, mit der Befreiungstheologie zu beginnen.
Die Erkennung des christlich-jüdischen Glaubens als Mittelpunkt der Befreiungstheologie
Wie Dr. Maier richtig feststellt, steht die religiöse Glaubensform der Befreiungstheologie im Mittelpunkt zweier Weltreligionen: Dem Judentum und dem Christentum, welche eine gemeinsame Ursprungsgeschichte haben. Während sich der jüdische Glaube nicht nur nach heutiger Auffassung am ALTEN TESTAMENT orientiert, richtet sich das Christentum nach nicht nur heutiger Auffassung am NEUEN TESTAMENT aus. Beide theologi-schen Richtungen gehen von einem gemeinsamen Ursprung aus, aber durch den Einfluss des christlichen Religionsgründers („Siehe, ich mache alles neu…“) trennen sich diese Richtungen in eine jeweils eigene. Da die Theologie nur als ein Beispiel der Basisdemokratie von vielen dienen soll, will ich mich nicht zu lange mit der theologischen beschäftigen, weil sie eben nur ein Beispiel für gläubige Menschen ist. Daneben gibt es auch nicht oder andersgläubige Menschen wie beispielsweise die Atheisten, Agnostiker und Andersgläubige, für letztere spielt aber die Basisdemokratie eine gleichgroße Rolle nach ihrer gesellschafts-politischen Bedeutung. Die jüdisch/christliche theologische Betrachtung ist also keine Grundvoraussetzung für die Basisdemokratie. Diesem Umstand will ich dann in der nicht-theologischen Betrachtungsweise der Basisdemokratie als eigenem Buch Rechnung tragen. Eine große Säule sei hier noch erwähnt: Es ist die BEFREIUNG VON ABHÄNGIGKEITEN welche die Ideologien alle gemeinsam haben. Daraus münden die Gleichberechtigung der gesellschaftlichen Klassen, die Beach-tung von Menschenrechten (von denen das Recht der freien Religionsausübung (sofern nicht rassischtischer und/oder fanatischer Natur), nur eines von vielen ist und gleichbedeutend mit der Gleichheit, Schwester- und Brüderlichkeit aller Menschen. Nun hier noch ein Teil der theologischen Betrachtung: Die Befreiung der Hebräer von der ägyptischen, hethitischen und „seevölkischen“ (Philister) Unterdrückung und Sklaverei und die Überführung in ein selbstbestimmtes Leben durch den Monotheismus. Und so hat die Befreiungstheologie ihren Ursprung im Mose- Buch „Exodus“.
Wie wird Befreiungstheologie definiert
Die Befreiungstheologie, auch Theologie der Befreiung genannt ist eine in Lateinamerika entstandene Richtung der christlichen Theologie. Sie versteht sich als „Stimme der Armen“ und will zu ihrer Befreiung von Ausbeutung, Entrech-tung und der Unterdrückung beitragen. Aus der Situation von sozial deklassierten Bevölkerungsteilen heraus interpretiert sie biblische Tradition als Impuls für umfassende Gesellschafts-kritik. Die verschiedenen Ausprägungen der Befreiungstheologie in jeweiligen Ländern beziehen sich auf eine eigenständige Analyse der politökonomischen Abhängigkeit (Dependenz-theorie). Mit einem Bekenntnis zum gelebten Glauben im Diesseits arbeitet die Befreiungstheologie für eine, in erster Linie basisdemokratische und sozialistische Gesellschaftsordnung, dies aber nicht ohne christliches Bekenntnis.
Die Konflikte mit der katholischen „Amtskirche“
Daraus ergaben sich, vor allem in der katholischen Kirche, zwangsläufig erhebliche Konflikte mit der Kirchenhierarchie, die häufig in Disziplinarmaßnahmen gegen einzelne Geistliche mündeten. Als Konsequenz ihrer Überzeugungen stellten sich die Befreiungstheologen zudem offen gegen die in Südamerika auch noch immer - teilweise in der Gegenwart weit verbreiteten oligarchischen und diktatorischen Regime, was zahlreichen Geistlichen das Leben kostete. Das bekannteste Opfer war Óscar Romero, der 1980 ermordete Erzbischof von El Salvador. Einschub: Der moderne Befreiungstheologe Dr. Martin Maier bezeichnet die historischen Begebenheiten in El Salvador in den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts als „Mikrokosmos“ in dem es sozial „gärte“, ja sogar zu einem offenen Bürgerkrieg führte.
Die Entstehung der Grundkonzepte
Die Grundkonzepte der Befreiungstheologie entstanden seit etwa 1960 aus der Selbstorganisation von katholischen Basisge-meinden in Brasilien. Mit der Parteinahme für die Armen durch die zweite allgemeine lateinamerikanische Bischofskonferenz (CELAM) in Medellín wurde diese Richtung 1968 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Den Namen gab ihr das im Dezember 1971 erschienene Buch „Teología de la liberación“ von Gustavo Gutiérrez.
Die katholische Befreiungstheologie
Die überwiegend katholische Befreiungstheologie empfing Anregungen vom Zweiten Vatikanischen Konzil in den Jahren 1962–1965 und wirkte in die Ökumene sowie in den gleichzeitig neu entstandenen sozialkritischen Protestantis-mus hinein. Ähnliche Konzepte entwickelten sich auch in Südafrika und einigen Ländern Asiens. Auch die in den Vereinigten Staaten von Amerika, welche laut Dr. Martin Maier Südamerika als ihre Einflusssphäre und Hinterhof betrachten entstand die protestantische Bürgerrechtsbewe-gung unter Dr. Martin Luther-King. Die im Zusammenhang mit der Bürgerrechtsbewegung entstandene „Schwarze Theo-logie“ versteht sich ebenfalls als Befreiungstheologie.
Sie wirkte auch in andere Glaubensrichtungen hinein,
Der Boxsportler Mohammed Ali kreierte in den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts eine ähnliche Bewegung, welche die religiöse und allgemeine Gleichheit aller Menschen in den Vordergrund stellte. Seine Krankheit ließ ihn in dieser Betrachtung verbleiben, obwohl er schon Ansätze zur Weiter-entwicklung vorhatte.
Als Einschub MEINE Begriffserklärungen:
Das alte Testament ist der Bund des einen Gottes mit seinem auserwählten Volk. Im Mittelpunkt stehen die Regeln, die nicht gebrochen werden sollten, weil sie dem geordneten Zusammenleben der Menschen dienen.
Das neue Testament übernimmt durch den christlichen Religionsgründer diese Regeln für alle Menschen und schließt nicht mehr jene aus, die nicht dem auserwählten Volk angehören.
Atheisten: Menschen, die nicht an einen Schöpfergott glauben, sich aber in ihrer Lebensweise nicht zwangsweise von gläubigen Menschen unterscheiden müssen.
Gnosis ist der Glaube an eine (religiöse) Lehre, dies erklärt im Umkehrfall den Agnostiker, vom Atheisten unterscheidet ihn, dass er/sie nicht alles ablehnt, was mit Glauben zu tun hat und eine eher abwartende Haltung einnimmt - vergleichbar mit der Dialektik, also einer Mittelposition zwischen Ablehnung und Erwartung, diese meine Definition gewann ich durch sehr gute Freundschaften mit sogenannten Agnostikern.
Die Basisdemokratie ist im Gegensatz zu anderen Demokratie-formen die einzig reine Demokratie, welche Korruptheit, Machtmissbrauch und die Übermittlung reinen Willens der Gesellschaft garantiert. Dies durch Verwendung besonderer Instrumente, die ich im zweiten Buch vorstellen werde.
Rassismus und übertriebener politischer Fanatismus: Die absolute Aberkennung der freien Meinung anderer und die Anerkennung der eigenen Meinung als der einzig richtigen. Die Aberkennung wird mit Gewalt durchgesetzt. Hier ist auch die Diktatur jeglichen Coleurs beheimatet, also auch der kürzlich neu entstandene Putinismus.
Ägyptisch, hethitisch und „seevölkisch“: Aus der Antike überlieferte Unterwerfung anderer Kulturen und Völker in sklavischer Art, dies verbunden mit Frondiensten, die zu leisten sind. Spätere Formen finden sich nicht nur bei den Hethitern, Ägyptern und Philistern, sondern auch bei den Griechen und Römern und in der Neuzeit: Sklaverei, Faschismus, Leninismus und Stalinismus, Putinismus, absoluter Monarchismus u.v.a., also dem absoluten Gegenteil der Basisdemokratie.
Oligarchismus: Bezeichnung von „Neureichen“ wie beispielsweise in der Russischen Föderation, aber auch der reichen Oberschicht international
Fortsetzung folgt - auch mit dem zweiten Buch über Basisdemokratie ohne theologischen Einfluss, das nicht wenige politische Listen und Parteien im Programm haben und hatten, sie aber nie definierten. Diesem Umstand soll mein zweites Buch in der Definition Rechnung tragen.
Bild links oben: Der Verfasser des Buches „Teología de la liberación“ Gustavo Gutiérrez.
Das Interesssante am Ende des Interviews war: „Wir können ja in 10 Jahren noch einmal darüber sprechen...“ - Kein Mensch, auch die
Gesprächspartner im Interview konnten sich vorstellen, dass vor diesen zehn Jahren in Europa ein kleineres Land von einem großen überfallen wird und strukturelle somit militärische Gewalt auf dieses
ausübt und die Armut auch in Europa ein völlig neues Gesicht bekam.
Alois-Felix Mairoll, im
Jänner 2023,
das Interview fand 2013/14 statt!